25 Jahre gute Nachbarschaft

17.06.2016  |  Sonstiges

Genau vor 25. Jahren haben Polen und Deutschland einen Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit geschlossen und damit ein Fundament für die gegenseitige Verständigung gelegt.

Im gleichen Jahr, 1991, wurde das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) gegründet, das bislang ca. 2,5 Millionen Jugendliche bei der Durchführung bilateraler Begegnungen unterstützt hat. Die ebenso 1991 ins Leben gerufene Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SDPZ) hat fast 15.000 gemeinsame Projekte finanziert.

Am Jubiläumstag blicken wir aber auch in die Zukunft und fragen uns und unsere Partner: Was sind die wichtigsten Herausforderungen für die deutsch-polnische Jugendarbeit in den nächsten (25) Jahren.

Patryk Grudziński, Kreisau-Initiative

Ich sehe eine Herausforderung für die deutsch-polnische Jugendarbeit darin, politische Alternativen jenseits von Neoliberalismus und Nationalismus aufzuzeigen - Alternativen, die Demokratie, Solidarität und Nachhaltigkeit miteinander vereinen. Angesichts der vielfältigen Krisen in Europa, braucht es mehr denn je eine Vision, wie wir in den nächsten 25 Jahren (und darüber hinaus) miteinander leben wollen. Als politische Bildner*innen können wir Räume schaffen, in denen junge Menschen diese Frage gemeinsam verhandeln.

Michael Teffel, Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW)

Der deutsch-polnische Austausch ist zu einer gewissen Normalität geworden. Junge Menschen haben zudem viel mehr Optionen, ins Ausland zu gehen als früher. Ich denke, der wichtigste Punkt wird sein, Themen zu finden, die Jugendliche bewegen und diese mit ihnen weiterzuentwickeln. Allein die Aussicht ins Ausland nach Polen zu fahren, wird junge Menschen aus Deutschland in Zukunft nicht mehr motivieren, sich am deutsch-polnischem Jugendaustausch zu beteiligen.

Sofie Koscholke, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung

In den nächsten Jahren werden wir uns in der deutsch-polnischen Jugendarbeit weiterhin der Geschichte widmen und über den Aussöhnungsprozess beider Länder sprechen. Gleichzeitig wird es aber immer wichtiger, auch die Gegenwart kritisch zu betrachten und uns aktiv für eine Gestaltung der Zukunft einzusetzen. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein global wichtiges Thema, das auch in deutsch-polnischen Jugendbegegnungen mehr Raum einnehmen sollte. Wir wollen gemeinsam ein Bewusstsein für die Endlichkeit der Ressourcen entwickeln sowie uns unseres eigenen möglichen Einflusses auf den Klimawandel bzw. seine Verlangsamung gewahr werden. Aktuelle europäische Themen, die über das deutsch-polnische Verhältnis hinaus gehen, sollen auch eine Rolle spielen, denn die Zukunft der Europäischen Union betrifft uns alle und auch hier haben wir die Möglichkeit zur Mitbestimmung.

Małgorzata Schmidt, Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW)

Im Zuge der aufkommenden Nationalismen sind internationale Jugendbegegnungen ein wichtiger Lernraum. Der Umgang mit Geschichte sollte immer wieder Thema sein, um aus der Vergangenheit ein Bewusstsein für eine gemeinsame Verantwortung für die Zukunft Europas abzuleiten. Nach wie vor stehen aber persönliche interkulturelle Erfahrungen an erster Stelle. Rahmenbedingungen für eine authentische Begegnung im gegenseitigen Respekt und Interesse aneinander zu schaffen, braucht viel Engagement, Dialog mit Jugendlichen und eine gute Vorbereitung. Das ist eine besondere Herausforderung in der Zeit, wo Deutschland für Polen und Polen für Deutschland an Exotik verloren hat.

Bartłomiej Gasiulewicz, Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung

Ich denke, dass eine der größten Herausforderungen für die deutsch-polnische Jugendarbeit in den nächsten 25 Jahren darin bestehen wird, eine gute Balance zwischen der Beschäftigung mit der gemeinsamen Geschichte sowie der Gegenwart und Zukunft zu finden. Ich bin der Meinung, dass Geschichte immer ein Ausgangspunkt sein sollte, aber der Schwerpunkt unserer Arbeit sind unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft. Die sind natürlich mit der aktuellen politischen Situation in beiden Ländern und den internationalen Beziehungen untrennbar verbunden.

Paulina Jaskulska, Kreisau-Initiative

Für mich besteht die wichtigste Aufgabe der deutsch-polnischen Jugendarbeit in den nächsten Jahren darin, kritisches Denken zu fördern. Medien, die oft leider gegenseitige Vorurteile und Stereotype reproduzieren, haben einen großen Einfluss auf Meinungsbildungsprozesse, besonders bei Jugendlichen. Durch unsere Bildungsarbeit können wir aber dazu beitragen, ein größeres Reflexionsvermögen zu vermitteln, anstatt sich gedankenlos manipulieren zu lassen.

Carolin Wenzel, Kreisau-Initiative

Ich denke, eine der größten Herausforderungen wird es sein, den deutsch-polnischen Jugendaustausch global und losgelöst vom nationalstaatlichen Denken zu gestalten. Beide Gesellschaften werden zunehmend von diversen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen, sozialen und religiösen Hintergründen geprägt sein. Während einer Jugendbegegnung nicht nur zwei unterschiedliche Gruppen vor sich zu sehen, sondern viele verschiedene Individuen, die sich begegnen und mit entsprechenden Methoden alle einzubinden, sind Herausforderungen, denen wir uns heute schon stellen, die jedoch in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden. Wer dies mehr als Chance denn als Herausforderung oder Risiko sieht, wird selbst sehr viel lernen können.

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Welche Themen liegen im deutsch-polnischen und europäischen Jugendaustausch an? Was können wir durch unsere Bildungs- und Begegnungsprojekte bewegen? Wie wollen wir das Zusammenwachsen Europas weiter voranbringen?

Wir freuen uns, wenn noch viele anderen Stimme dazu kommen und wir gemeinsam mit Euch Ideen für neue Projekte und Initiativen entwickeln. Dazu sammeln wir in den kommenden Wochen Statements (per Mail an golinczak [at] kreisau.de), die wir gern auf Facebook und auf unserer Homepage teilen.

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