Theodor Haubach (1893-1945)
Kindheit und Jugend verbrachte er in Darmstadt. Dort besuchte er das humanistische Ludwig-Georgs-Gymnasium. In die Darmstädter Gymnasialzeit fällt der Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Carlo Mierendorff. Die „Dioskuren“, wie man sie nannte, wurden später auch politische Gefährten im Kampf gegen den Nationalsozialismus.
Angesteckt vom nationalen Taumel seiner Zeit meldete sich Haubach gemeinsam mit Mierendorff 1914 als Kriegsfreiwilliger.
In den Kriegsjahren begann die gemeinsame Mitarbeit Haubachs und Mierendorffs in der „Dachstube“, einer Vereinigung expressionistischer Dichter und Künstler in Darmstadt.
Der mehrfach verwundete Haubach kehrte ernüchtert aus dem Krieg zurück. Seine Mitarbeit in der von Mierendorff herausgegebenen Zeitschrift „Das Tribunal, Hessische Radikale Blätter“ belegt den Drang zur politischen Äußerung in sozialistischer Richtung. Entschieden trat er für die Ideale der Republik mit ihrer entstehenden Demokratie ein.
Von 1919 bis 1923 studierte Haubach in Freiburg i. Br., München und Heidelberg Philosophie und Soziologie und promovierte bei Karl Jaspers mit seiner Dissertation „Versuch einer Phänomenologie des ästhetischen Bewußtseins im Grundriß“ zum Dr. phil.
1922 trat er der SPD bei, 1924 wurde er Redakteur des sozialdemokratischen „Hamburger Echo“ und 1927 Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft. In diesen Jahren engagierte er sich gemeinsam mit Mierendorff im Hofgeismarkreis der Jungsozialisten und beim „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“, einer demokratischen Vereinigung zum Schutz der Weimarer Republik.
1929 wurde Haubach als Pressereferent beim Reichsminister des Inneren nach Berlin gerufen, und 1930 wurde er Leiter der Pressestelle im Polizeipräsidium Berlin. In diesen Stellungen bekämpfte er in Pressebeiträgen konsequent und entschlossen den aufstrebenden Nationalsozialismus. Am 11. Februar 1933 schrieb er in der letzten Ausgabe des „Reichsbanners“ vor dessen endgültigem Verbot unter dem Titel „Ungebeugt weiter“ einen letzten scharfen Artikel gegen die neuen Machthaber. Darüber hinaus war er in dieser Zeit führend tätig im Kreis der Religiösen Sozialisten um Paul Tillich und die „Neuen Blätter für den Sozialismus“.
Zu Beginn der NS-Diktatur wurde Haubach für kurze Zeit verhaftet, im November 1934 erneut festgenommen und fast zwei Jahre im Konzentrationslager Esterwegen gefangengehalten. Hier traf er auf die ebenfalls inhaftierten Carl von Ossietzky und Julius Leber. Nach seiner Haftentlassung fand er eine Beschäftigung in der Papierfabrik seines Studienfreundes Viktor Bausch. Er nahm Kontakt zu alten Freunden auf, mit denen er sich um die Freilassung Mierendorffs bemühte.
1939 wurde Haubach erneut für einige Wochen in Haft genommen. Doch er ließ sich nicht einschüchtern und schloss sich auf Vermittlung Mierendorffs dem Kreisauer Kreis an. Den christlichen Glauben erlebte Haubach in dieser Zeit als Quelle innerer Stärkung: „Auch Jesus Christus hat auf dem Ölberg und am Kreuz verzagt. ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘ Wie oft habe ich in meinem Leben dies Wort seinem Sinne nach nachgesprochen, dann aber auch immer erfahren, dass niemand umsonst ruft, und das Wort der Schrift hab ich in seiner Wahrheit am eigenen Leibe erfahren: ‚Suchet, so werdet ihr finden, bittet, so wird euch gegeben, klopfet an, so wird euch aufgetan.‘ (7. August 1944 an Anneliese Schellhase, letzter Brief vor der Festnahme).
In einer Übergangsregierung nach dem Sturz der Diktatur sollte Haubach den Posten des Regierungssprechers übernehmen. Nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli wurde er am 9. August 1944 verhaftet und schweren Folterungen ausgesetzt. Am 15. Januar 1945 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Am 23. Januar 1945 wurde Haubach in Berlin-Plötzensee ermordet.