Eugen Gerstenmaier (1906-1986)
Eugen Gerstenmaier wurde am 25. August 1906 als erstes von acht Kindern des Werkmeisters Alfred Gerstenmaier und seiner Frau Albertine, geb. Lauffer, in Kirchheim/Teck geboren. Nach der Mittleren Reife absolvierte er eine kaufmännische Lehre und arbeitete acht Jahre lang als Kaufmann.
Geprägt durch die pietistische Frömmigkeit seiner württembergischen Heimat und die christlich-bündische Jugendbewegung entschloß er sich nach dem Abitur 1931 zum Studium der evangelischen Theologie in Tübingen, Rostock und Zürich. In Rostock engagierte er sich im kirchlichen Abwehrkampf gegen die Deutschen Christen und wurde 1934 durch die Gestapo kurzzeitig inhaftiert.
1935 promovierte Gerstenmaier, zwei Jahre später folgte die Habilitation, allerdings verweigerten ihm die nationalsozialistischen Behörden eine Lehrtätigkeit als Dozent oder Professor. 1936 wurde er von Bischof Heckel ins Kirchliche Außenamt berufen. Gerstenmaier nahm an verschiedenen ökumenischen Tagungen im Ausland teil und kam schon in dieser Zeit in Kontakt zu den skandinavischen Bischöfen, die bald zu wichtigen Verbindungsleuten des Kreisauer Kreises werden sollten. Auch im Krieg hielt Gerstenmaier die Verbindung mit dem Ökumenischen Rat in Genf aufrecht.
Über die Mitglieder des Kreisauer Kreises im Auswärtigen Amt, Trott und Haeften, kam er 1942 mit Moltke in Verbindung. Bereits 1939 hatte er erste Kontakte zu Josef Wirmer, Jakob Kaiser und anderen Männern des Widerstandes geknüpft. Eugen Gerstenmaier nahm an der zweiten und dritten Kreisauer Tagung teil und beteiligte sich an den verfassungs- und außenpolitischen Planungen des Kreises.
Nachdem die Wohnung der Gerstenmaiers - er hatte 1941 Brigitte von Schmidt geheiratet - ausgebombt war, zog er zu Yorcks in die Hortensienstraße. Dort hatte auch Moltke, ebenfalls ausgebombt, eine Bleibe gefunden.
Am 20. Juli 1944 war Gerstenmaier gemeinsam mit Yorck in der Berliner Bendlerstraße, der Zentrale des Umsturzversuches. Er wurde dort gefangengenommen und in der folgenden Haft durch die Gestapo schwer misshandelt.
Am 11. Januar 1945 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zu sieben Jahren Zuchthaus. Am 14. April 1945 wurde er von einmarschierenden amerikanischen Truppen im Zuchthaus Bayreuth befreit. Noch im gleichen Jahr übernahm er die Leitung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland.
1949 wurde Gerstenmaier für die CDU in den Bundestag gewählt und 1954 wurde er Bundestagspräsident. Nach öffentlicher Kritik im Zusammenhang mit Wiedergutmachungsleistungen trat er 1969 von diesem Amt zurück.
Nach reger politischer und publizistischer Tätigkeit starb Eugen Gerstenmaier am 13. März 1986.