Paulus von Husen (1891-1971)
Am 26. Februar 1891 wurde er als Sohn einer Arztfamilie in Horst/Westfalen geboren. Sein Elternhaus war von einem strenggläubigen Katholizismus geprägt, der auch für van Husen zu einem bestimmenden Faktor seines Lebens wurde.
Nach dem Abitur studierte van Husen in Münster, Oxford, München und Genf Rechts- und Staatswissenschaften. Als Leutnant der Reserve nahm er am 1. Weltkrieg teil. Nach Kriegsende promovierte er zum Dr. iur. in Münster.
Seine persönliche Verankerung im politischen Katholizismus führte den von der christlichen Tradition geprägten van Husen in die Zentrumspartei. 1920 begann er seine politische Tätigkeit in Oberschlesien und lernte Hans Lukaschek kennen, dem er lebenslang politisch und freundschaftlich eng verbunden blieb. Ziel der Arbeit van Husens war der friedliche Ausgleich zwischen Deutschen und Polen auf der Grundlage des Minderheitenrechts. Er sah darin einen Beitrag zur „Befriedung Europas“.
1934 wurde van Husen von den Nazis wegen mangelnder politischer Zuverlässigkeit und seinem Widerstand gegen die einsetzende Judenverfolgung aus Oberschlesien abberufen. Die folgenden Jahre war er als Richter am Preußischen Oberverwaltungsgericht in Berlin tätig, bis er 1940 in den Führungsstab des Oberkommandos der Wehrmacht einberufen wurde.
Dienstlich traf van Husen häufig mit Moltke zusammen und stellte sich auf dessen Bitte für die Arbeit im Kreisauer Kreis zur Verfügung. Der Wiederaufrichtung des Rechtsstaates sowie den Kultur- und Erziehungsfragen galt sein besonderes Interesse. Einer seiner wichtigsten Beiträge war sein Entwurf zur „Bestrafung der Rechtsschänder“, den er auf der dritten Kreisauer Tagung vorlegte. Er forderte eine internationale Verfolgung der von den Nationalsozialisten begangenen Verbrechen unter Beteiligung des demokratischen Deutschland nach dem Ende der Hitlerdiktatur.
Van Husen informierte unter anderem den Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, über die Pläne des Widerstandskreises und hielt den Kontakt der Kreisauer zu Lukaschek aufrecht.
Im Sommer 1944 beteiligte sich van Husen an den Aktivitäten zum Umsturzversuch vom 20. Juli. Verschiedene Treffen der Verschwörer fanden in seiner Wohnung statt, wobei neben Yorck, Lukaschek, Leber und anderen Kreisauern auch Stauffenberg anwesend war. Nach letzten Plänen war van Husen bei einem Gelingen des Attentats als Staatssekretär im Reichsinnenministerium vorgesehen.
Am 20. Juli 1944 wartete van Husen vergeblich auf die Nachricht zur Zusammenkunft der neuen politischen Führung. Im August 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet und am 19. April 1945, in der letzten Sitzung des Volksgerichtshofs, zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Eroberung Berlins durch die sowjetische Armee kam er am 25. April aus dem Zuchthaus Plötzensee frei.
Nach der Befreiung Deutschlands von der Nazi-Diktatur gehörte er gemeinsam mit Lukaschek, Gablentz, Steltzer und anderen zu den Mitgliedern des Gründungsausschusses der CDU in Berlin. Von 1949 bis 1959 war er Präsident des Oberverwaltungsgerichts und des Verfassungsgerichtshofs Nordrhein-Westfalen.
Am 1. September 1971 starb Paulus van Husen in Münster. Seiner maßgeblichen Bindung an die christliche Tradition blieb er zeitlebens treu. Dieser Bindung widmete er auch die Worte: „Recht erhält Inhalt und Sinn wie alle Werte nur durch die Bezogenheit auf Gott."