Marion Gräfin Yorck von Wartenburg (1904-2007)
Geboren wurde sie am 14.6.1904 als Marion Winter in Berlin. Hier besuchte sie das Grunewald-Gymnasium und war Klassenkameradin von Dietrich Bonhoeffer. Das Jura-Studium schloss sie 1929 mit einer Promotion ab. Bei einer Hochzeitsfeier in Schlesien lernt sie 1928 ihren späteren Ehemann Peter kennen, den sie 1930 in Berlin heiratete.
Nach 1933 entwickelt das musisch orientierte, eher unpolitische Paar seine Haltung gegen die Nationalsozialisten und wird aktiv im Widerstand. Ihr Haus in der Berliner Hortensienstraße in der Nähe des Botanischen Gartens ist ständiger Treffpunkt der Gruppe rund um Peter Graf Yorck von Wartenburg und Helmuth James Graf von Moltke. Am 8. August 1944 wird ihr Mann nach einem Schauprozess vor Freisler hingerichtet, sie selbst wird 2 Tage später im Rahmen der Sippenhaft für 3 Monate inhaftiert. In ihrem Buch "Die Stärke der Stille", erschienen 1984, beschreibt sie 40 Jahre nach der Hinrichtung ihres Mannes ihre eigene Rolle im Widerstand und innerhalb des Kreisauer Kreises. Eindrucksvoll sind vor allem ihre Hafterfahrungen, die sie dort schildert.
1946 wird Marion Gräfin Yorck in Berlin im Auftrag der Alliierten als Richterin tätig. Nach dem Krieg suchte man unbelastete Richter. Gräfin Yorck, eine geborene Berlinerin, hatte vor ihrer Hochzeit Jura studiert und promoviert. Jetzt holte sie die juristische Ausbildung nach und wurde Strafrichterin.
1952 wurde sie Landgerichtsdirektorin – als erste Frau in Deutschland – und leitete 17 Jahre lang die 9. Große Strafkammer des Landgerichts Berlins. Aufgrund ihrer strengen Urteile erlangte sie den Spitznamen „Richterin Gnadenlos“. Sie war beteiligt an der Verfolgung Homosexueller und sorgte dafür, dass Homosexuellen die Anerkennung als NS-Opfer verweigert wurde und sie ihren Beruf oder ihr öffentliches Ansehen verloren. Marion Gräfin Yorck von Wartenburg ist wohl eine der umstrittensten Widerstandskämpferinnen, denn während sie ihr Leben für den Kampf gegen das NS-Regime riskierte, ist ihr Wirken als Richterin im Nachkriegsdeutschland höchst problematisch.