Empfehlung: Publikation „Ein Dialog findet (nicht) statt. Essays“
Eins der Essays hat unsere Bildungsreferentin Carolin Wenzel beigetragen. Sie spricht über Dialog und wie schwierig es ist, ihn in Pandemiezeiten zu führen. Darüber hinaus schildert sie die Dialogkreise-Methode, die wir in unserer Bildungsarbeit anwenden.
Aus dem Vortwort:
(…) Die in Polen, Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern stattfindenden Ereignisse, die wir in den letzten Jahren beobachten, deuten eindeutig darauf hin, dass wir als Einzelne immer weniger geneigt sind, eine gemeinsame Haltung an den Tag zu legen.
Viel häufiger lässt sich stattdessen ein Anstieg extremer Tendenzen feststellen, die sich zugleich in einer ausgeprägten Abneigung manifestieren, Andersdenkenden zunächst einmal mit allgemeiner, unvoreingenommener Wertschätzung zu begegnen. Eine wachsende Polarisierung innerhalb der Gesellschaft lässt sich auch daran festmachen, dass vermehrt Aktivitäten zu verzeichnen sind, die darauf abzielen, eine starke – auf der Beziehung „wir und die da“ basierende – Gruppenidentität aufzubauen. Daraus resultieren Bestrebungen, die nicht nur darauf abzielen, einen Gegensatz zu außerhalb der jeweiligen Gemeinschaft stehenden Personen zu konstruieren, sondern gar diejenigen, die sich nicht in das imaginierte Modell einfügen, aus dieser auszugrenzen. Die Ursachen für diese zunehmende Polarisierung und die Tribalismen sind zu sehen sowohl in den dynamischen Veränderungen, die sich in der heutigen Kultur und im gegenwärtigen Wirtschaftsmodell des Medienmarktes vollziehen, das darauf ausgelegt ist, identitätsstiftende Inhalte bereitzustellen, als auch in Phänomenen, die vielfach unserer Wahrnehmung entgehen; etwa in komplizierten Algorithmen, die darüber entscheiden, welche Inhalte unsere Browser und unsere Social-Media-Kanäle anzeigen, und die uns in immer undurchdringlicheren „Informationsblasen“ verschließen. Unabhängig aber davon, worauf wir diese Tendenzen zurückführen, bleibt es eine unbestreitbare Tatsache, dass die Abkehr vom Dialog und von einer Haltung, die darauf ausgerichtet ist, die Ansichten des anderen Menschen zu verstehen (wenn auch nicht notwendigerweise zu akzeptieren), ein sehr besorgniserregendes Phänomen darstellt, dem es sich entgegenzustellen gilt”.
Die Veröffentlichung wurde von Tomasz Skonieczny herausgegeben und durch die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung und die Konrad-Adenauer-Stiftung publiziert. Sie steht auf der Website der Stiftung Kreisau zum Herunterladen bereit.