Erinnerungsgespräch zum Werk von Ludwig Mehlhorn
"Er war unser großer Freund. Diese Freundschaft wurde auf schwere Proben gestellt (...). Seine große Bescheidenheit ist mir immer aufgefallen und die Tiefe, mit der er seine Haltung als Christ verstand. Er war immer ein innerlich freier Mensch. Er war freundlich und den Menschen zugetan."
Dieses Zitat des ersten demokratisch gewählten polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki über Ludwig Mehlhorn stand über der Einladung zur DIALOG-Debatte am 15. Januar 2016 in der Buchhandlung buch|bund. Und so stand im Mittelpunkt dieses Abends, zu dem die Buchhandlung bis auf den letzten Platz besetzt war, vor allem die Rolle von Ludwig Mehlhorn als Brückenbauer zwischen Deutschland und Polen. Anlass war die Veröffentlichung eines Buches mit Texten von Ludwig Mehlhorn in polnischer Sprache mit dem Titel "Europejski duch oporu. Eseje" (Europäischer Geist des Widerstandes. Essays), das gemeinsam von Stephan Bickhardt, Annemarie Franke, Basil Kerski herausgegeben wurde und im Universitas Verlag in Kraków/Krakau erschienen ist.
In ihrer Einleitung schreiben sie: "Ludwig Mehlhorns Stimme hat die Beziehungen zwischen unseren Nationen stark geprägt. Er reflektierte und schrieb über die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte und über den demokratischen Widerstand in Europa. Mehlhorn war auch als Übersetzer polnischer Literatur und Essayistik engagiert. Die polnischen Ideen des Widerstands und die polnischen Visionen Europas brachte er unermüdlich nach Deutschland. Originell ist vor allem Mehlhorns Bemühung, die Ethik der historischen Verantwortung mit den Ideen der Solidarność zu verbinden."
Im Gespräch mit Ole Jantschek berichteten die drei langjährigen Weggefährten und Freunde über dieses Leben und Werk von Ludwig Mehlhorn, von den ersten Aufenthalten in Polen mit der Aktion Sühnezeichen, den Begegnungen mit Mitgliedern des Klubs der Katholischen Intelligenz (KIK) in Wrocław/Breslau, über die Zeit in der Bürgerrechtsbewegung der DDR bis zu seinem Engagement für das Neue Kreisau. Bei der Herausgabe des Buches haben sie versucht, diese unterschiedlichen Facetten zu berücksichtigen. Im Unterschied zu der bereits in Deutschland erschienenen Textsammlung finden sich in dem Band auch einige neue Fundstücke, die aus Sicht der Herausgeber*innen für die polnischsprachige Leserschaft besonders interessant sind.